Als Kindermord in Bethlehem bezeichnet die christliche Tradition die in der Weihnachtsgeschichte des Matthäusevangeliums (Mt 2 EU) überlieferte Tötung aller männlichen Kleinkinder in Bethlehem, die von König Herodes dem Großen angeordnet worden sei, um den – wie ihn der Evangelist nennt – neugeborenen König der Juden, Jesus von Nazaret, zu beseitigen. Eine Mehrheit der Herodes-Biographen und „wahrscheinlich eine Mehrheit der Bibelforscher“ halten das Ereignis für fiktiv.

Ein im Alten Testament berichteter Kindermord könnte als Vorlage gedient haben: Der Pharao ließ alle neugeborenen Knaben der Israeliten töten. Allerdings war hier das Motiv nicht die Ausschaltung eines persönlichen Konkurrenten, sondern die demographische Schwächung eines versklavten Volkes. Damals entging Mose dem Kindermord (2. Mose 2,1–10 EU).