Kampfplatz Küche - Lohndumping nimmt zu
Viele österreichische Restaurants funktionieren nur noch mit Niedriglöhnen in der Küche - im schlechtesten Fall hat das ganz konkrete Auswirkungen auf die Qualität des Essens.
Nur noch mit Mindestlohn in der Küche?
- An gutem Essen sollte niemals gespart werden, so lautet eine bekannte und letztlich vollkommen wahre Redensart.
- Damit das Essen frisch, gesund und gut zubereitet werden sowie entsprechend für Restaurantgäste serviert werden kann, braucht man motivierte und zufriedene Köchinnen und Köche.
- Auch das Servicepersonal in dieser Dienstleistungsbranche spielt eine wichtige Rolle. Der Lohn ist letztlich doch immer ein Wertschätzungsbarometer und was passiert im schlechtesten Fall, wenn die Bezahlung der Küchenkräfte sich im Niedriglohnsektor einzupendeln droht?
- Das Ergebnis ist wie in allen übrigen Branchen Frustration bei den Angestellen. Was das für die Essensqualität in Restaurants, Kaffeehäusern und in Bistros heißt, mag sich an dieser Stelle jeder oder jede selbst ausmalen.
Fakt ist: Viele Restaurants funktionieren nur noch mit Mindestlöhnen im Zubereitungsbereich.
Dumpingpreise in der Gastro?
- Was kann es Schöneres geben als Gäste mit einem schmackhaften Gericht und einem passenden Getränk glücklich zu machen? Essen hält Leib und Seele zusammen, so sagt man. Ein gutes Menü schafft Glücksgefühle, wer kennt das nicht?
- Wie kann es nun sein, dass sich gerade in einem so wichtigen gesellschaftlichen Bereich personale Dumpingpreise einzupendeln drohen?
- Läuft das Land der Sachertorten, des Kaiserschmarrns, des Wiener Kalbsschnitzels, von Semmelknödeln und Eiernockerln Gefahr, die eigene, reichhaltige Essenskultur nicht mehr ausreichend wertzuschätzen?
- Für einen anderen Menschen Essen zuzubereiten, ist ein sehr persönlicher Akt. Dabei ist es erst einmal egal, ob dies zuhause für den Partner oder außerhalb im Restaurant geschieht.
- Dies sollte die Dienstleistungsbranche nicht vergessen. Es darf im Restaurantbetrieb nicht wie so oft ausschließlich um betriebswirtschaftliche Zahlen gehen.
Über 50h/Woche mit Netto 400€ in der Tasche?
Die Rechung ist einfach:
- Finanziell entsprechend geschätzte Angestellte ermöglichen einen Service, der zufriedene Kunden schafft.
- Menschen, deren kulinarische Anstrengungen nur mit dem Mindestlohn vergolten werden, laufen Gefahr, ihrer Aufgabe in der Küche nur noch gefrustet nachzukommen.
- Eine lose/lose-Situation für alle Beteiligten.
Arbeitsbedingungen und Bezahlung ändern
- Durch eine bessere Vergütung könnte man einem sich immer mehr abzeichnenden Restaurantsterben entgegenwirken.
- Die Zahl der Restaurantkräfte ist nicht unendlich und dem wachsenden Unmut könnte man mit attrakiveren Arbeitsbedingungen entgegenwirken. So zum Beispiel eines Schichtplans für Sonntage usw.
- Ein weiterer wichtiger Schritt könnte es zudem sein, die Ausbildungsrahmenbedingungen innerhalb der Restaurantbranche zu erweitern.
- Somit würde man die Fertigkeiten der Auszubildenden verbreitern und die Qualität der österreichischen Essensschmankerl wäre weiterhin gewährleistet.
- Die Zubereitung der Speisen für Restaurantgäste ist eine respektable und gesellschaftlich nicht unwichtige Aufgabe.
- Auf diesen Konsens sollte die Ausbildung fußen und sich auch in der Bezahlung niederschlagen, denn Lohndumping auf diesem Feld ist letztlich auch Essensdumping.
Fazit
Gerade im heute des 21. Jahrhunderts zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse und Mitarbeitermodelle, wie wichtig erstens gutes Essen für die Gesundheit sowie für das Wohlbefinden ist und zweitens wie sehr eine entsprechende finanzielle Wertschätzung die Motiviation und die Leistungsbereitschaft der Angestellten verbessert.
Eine Verbesserung der Arbeitssituation von Köchinnen und Köchen sollte sich am folgenden Motto ausrichten: Guter Lohn für ein in Zukunft auch gutes Essen!
Doch in Zeiten von Covid-19 beginnt der Kreislauf von vorne und wird noch härter!
Bewertung: Ø 5,0 (8 Stimmen)
User Kommentare
Es ist wirklisch schade, dass auch in diesen Berufen der Lohn so gedrückt wird., aber die Preise bei den Gerichten steigen und die Qualität oft nicht passt. Ich mag gar nicht mehr essen gehen, weil einfach Preis - Leistung nicht passt.
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Leider wird sich an dem Lohn nichts ändern solange es die Arbeiter aus den Niedriglohnländern nach Österreich zieht und sie für einen Hungerlohn arbeiten. Besonders schlimm ist es eben in der Hotelbranche. Da ist die Politik gefragt.
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Leider werden die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie immer schlechter, und dann auch noch schlechter bezahlt. Vieles kommt gefroren von Großküchen und wird nur mehr aufgetaut, auch in besseren Restaurants.
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Besonders sind hier natürlich wieder die Frauen und Leasing-Mitarbeiter betroffen. Ich glaube ich, dass es nach der Covid-19 Krise wieder härter von vorne beginnt..
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Es gehört einfach einmal geregelt, dass man für die erste voll angestellte Person keine Lohnnebenkosten hat. Für die zweite nur 50%. So würden sehr viele Arbeitsplätze geschaffen und die Kleinstbetriebe entlastet und finanzierbar wäre es ganz einfach wenn die internetkonzerne endlich einmal Steuern zahlen müßten und nicht durch diesen riesigen Wettbewerbsvorteil unsere Betriebe ruinieren. Wir dürfen uns diesen Wahnsinn nicht mehr länger gefallen lassen
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mein Jüngerer Sohn hat eine entprechende Fachschule besucht und ein paar Jahre in einer Küche als Koch gearbeitet, für einen Hungerlohn bei äußerst blöden Arbeitszeiten ... nicht sehr famlienfreundlich und motivierend... dann hat er aufgegeben und ist jetzt Service Assistent in einem kleinen Betrieb... nie wieder Gastronomie, ist seine Devise
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Da es derzeit in der Gastronomie Personalmangel gibt, werden auch hier die Lohnkosten steigen müssen, um entsprechendes Personal zu finden.
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Eine Schande für unser Land. Es ist Zeit für ein Volksbegehren oder einen gepflegte Demonstration! Unsere Köche sollten nicht hungern. Denn das ist ein direkter Widerspruch. "Wer kocht, sollte auch essen! Wer hungert, der soll kochen!" Das gibt mein geliebter Ehemann Horst täglich zum Besten, wenn er wieder auf das Essen wartet.
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Wer kann diesen richtigen Kommentar einen negativen Smile geben. das verstehe ich bei allerbesteen Willen nicht
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Zum negativen Smiley: Wir leben (gottseidank) in einer freien Marktwirtschaft. Hier wird durch Angebot und Nachfrage Preisgestaltung betrieben. Das kann man nicht einfach durch Volksbegehren und Demonstrationen ändern. Natürlich sind in Österreich die Lohnnebenkosten hoch und dies schlägt sich auch auf die Produktion nieder. Also muss billiges (und unter Umständen unqualifiziertes) Personal aus dem ehemaligen Ostblock her. Vor dem EU-Beitritt hätte es so etwas in diesem Ausmaß nicht gegeben. Doch wer war denn für den EU-Beitritt? Immerhin 69 % der Bevölkerung stimmten dafür (damals wahrscheinlich, weil sie nur die wegfallenden Umrechnungsspesen für fremdes Geld im Auge hatten). Es war doch auf lange Sicht zu erwarten, dass mit dem heutigen Lohnniveau in Österreich ein Restaurantbetrieb mit Schnitzelpreisen um 7 Euro nicht aufrecht erhalten werden kann. Was wollen Sie eigentlich? Zustände wie in der ehemaligen DDR? Planwirtschaft? Sie haben bestimmt ein Mobiltelefon. Stellen Sie sich einmal vor dies würde komplett in Österreich erzeugt. Klingelt's jetzt irgendwo? Man muss das Problem immer von zwei Seiten betrachten.
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das mit den Niedriglöhnen in der Küche kenne ich. Ist doch überall so - keine gute Ausbildung - kein gutes Geld. Eine Ausbildung kann nicht ersetzt werden
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Mit Covid 19 Krise .werden wir Alle in Nächster Zeit und Nahe Zukunft Kämpfen und Leben Müssen !
So-Fazit :
Keine Natur Katastrophe hat uns jeher verschont !
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Covid-19 ist keine Naturkatastrophe. Trotz aller bedauernswerten Todesfälle und Erkrankungen sind Ausbruch und viele Folgewirkungen hausgemacht. Politische Fehlentscheidungen (unnötige Verzögerungen, wirtschaftliche Interessen, Egoismus und Ignoranz), Fehl- und Falschinformationen trugen und tragen noch immer dazu bei. Dazu kommt noch unsere grenzenlose Dummheit. Solange die Menschen glauben sie hätten uneingeschränkte Freiheit, wird es noch lange dauern, bis ein gewisser Normalzustand eintritt. Solange die Mutationen fortschreiten und trotzdem Menschenmassen wie bei der Fußball-EM ungehindert zugelassen werden, nützen auch Impfungen nur eingeschränkt. Eine mutige - wenngleich richtige - Entscheidung wurde durch Japan getroffen. Olympia ja, jedoch ohne Zuschauer. Leider steht in der heutigen Zeit jedenfalls die Profitgier im Vordergrund, der Herbst wird uns sicher wieder die Rechnung mit Einschränkungen und Lockdowns bringen.
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