Grappa: Die feinen Reste des Weines
Um sich mit Grappa zu befassen, muss man sich zunächst einigen, ob es "der Grappa" oder "die Grappa" heißt. Kenner wissen, dass es eigentlich "die Grappa" heißt, wir es aber meist mit dem männlichen Pronomen zu tun haben.
Das Getränk, das als Abfallprodukt der Weinherstellung galt und daher anrüchig war, hat sich längst zu einer Spezialität gewandelt. Entsprechend viele Kellereien stellen ihren eigenen Grappa her.
Geschichte von Grappa ...
Obwohl der erste Grappa bereits zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert in Italien erzeugt wurde, schaffte es das Getränk erst im 15. Jahrhundert über die Landesgrenzen hinaus. Bauern durften Grappa für den Eigenbedarf brennen, ansonsten wurde die Produktion per Gesetz reglementiert - der Grappa galt folglich als Schnaps der armen Leute.
Es bedurfte erst der Verbesserung der Destillationsverfahren und der Verfeinerung der Rezepturen, bevor der Grappa dieses Image ablegen konnte.
Zum italienischen Nationalgetränk avancierte der Tresterbrand durch das Nationalgefühl. Man verabreichte den italienischen Soldaten, die in den ersten Weltkrieg zogen, tägliche Grappa-Rationen, um sie im Kriegsgetümmel bei Laune zu halten. Zum Gourmetgetränk wurde der Grappa allerdings erst im 20. Jahrhundert.
Heute brennen zahlreiche Hersteller diesen so genannten Tresterbrand und man kann aus zahlreichen Geschmacksvarianten wählen. Die wichtigen Herstellerländer sind Italien und die Schweiz.
So wird Grappa hergestellt ...
Hergestellt wird der Grappa aus den Rückständen der Traubenpressung, die bei der Weinherstellung anfallen. Sie sind alkoholhaltig und vergoren - man nennt sie Trester.
Der daraus destillierte Grappa (Batch-Destillation oder kontinuierliche Destillation) kann zwischen 37,5 Volumenprozent Mindestalkohol und einem Maximalgehalt von über 70 Prozent Alkoholgehalt liegen.
Nach dem Destillieren, kann der Grappa in Fässern gelagert werden, das ist aber kein Muss - er kann auch sofort in Flaschen abgefüllt bzw. konsumiert werden.
Wann darf er sich Grappa nennen:
- Der Grappa muss in Italien produziert werden.
- Als Rohstoff dürfen ausschließlich Trester oder mit Wasser und Weintrub (=Geläger bzw. Rückstände wie Traubenfleisch, deren Schalen und Kerne, die sich zum Ende der Gärung als Bodensatz im Fass absetzen) versetzte Trester verwendet werden.
- Es dürfen keine Farbstoffe verwendet werden, auch nicht jene aus dem Fass.
- Es dürfen auch keine pflanzlichen Zusatzstoffe zur Aromatisierung verwendet werden.
- Es dürfen maximal 2% Saccharose-Zucker hinzugeben werden.
Info: Um 3,8 Liter Grappa herzustellen, benötigen man rund 100 Kilogramm Trester. Zum Vergleich - bei der Getreide-Destillerie kann man aus 100 kg Getreide rund 38 Liter Rohalkohol erhalten.
Die wichtigsten Grappa-Regionen sind:
- Piemont
- Lombardei
- Trentino-Südtirol
- Venetien
- Friuli Venezia-Giulia
Grappa Sorten ...
Grappa wird grundsätzlich in folgende Kategorien unterteilt:
- Jung - das Aroma kommt ausschließlich aus dem Trester und der Destillation.
- Gereift - mindestens 12 Monate in Holzfässern gereift.
- Aromatisch - diese basieren auf spezielle aromatische Trauben wie Malvasier, usw.
- Aromatisiert - ist eigentlich kein Grappa, da er zusätzlich mit verschiedene Kräuter und Gewürze aromatisiert wird.
Heute unterscheidet man zahlreiche Grappa-Destillen und Grappasorten:
- Der milde und leichte "Grappa Bianca Del Veneto" stammt aus dem italienischen Venetien, wo das Zentrum des italienischen Weinbaus angesiedelt ist. Auf der alljährlich in Verona stattfindenden "Vintaly" Weinmesse spielt der Grappa ebenfalls eine prominente Rolle. Diese Grappasorte ist für Einsteiger in die Materie ideal.
- Der ebenfalls leichte, aber vollmundigere "Grappa di Cabernet" wird ähnlich wie der "Grappa di Chardonnay" aus den besten Weißwein-Reben der Welt destilliert. Beide Grappasorten sind elegant, leicht und frisch.
- Die Toskana geht mit dem "Grappa di Chianti" ins Rennen. Der Destillation des Tresters in Kupferkesseln folgt eine Lagerung in Holzfässern. Sie sorgt für eine gelbliche Farbe dieses Grappas. Auch das Aroma des "Grappa di Chianti" ist kräftiger.
- Kraftvoll, aber mild zugleich kommt auch der "Grappa Invecchiata" ins Glas. Er lagert mindestes ein Jahr und besteht ausnahmsweise aus mehr als einer Rebsorte.
- Zu den selteneren Grappasorten gehört der "Grappa di Morellino di Scansano" aus der Toskana. Er gilt als Geheimtipp unter Gourmets.
- Mit dem "Grappa di Moscato" erleben wir einen runden, samtigen und vollen Grappa, dessen regionale Herkunft sich nicht verleugnen lässt.
Nicht nur für Weinkenner bietet der Grappa interessante Geschmackserlebnisse.
Bewertung: Ø 4,1 (34 Stimmen)
User Kommentare
Tresterbrand bzw. Grappa hatte ich in einem italienischen Restaurant kennenglernt. Auf dem Grappa-Wagen standen bestimmt um die 40 Flaschen, beeindruckend
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Man lernt hier doch immer wieder etwas Neues. Das es die Grappa heißt ist mir neu, da werde ich mich umgewöhnen müssen
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Bei uns wird er Tresterbrand genannt und in Frankreich Marc. Dass Rückstände aus der Traubenpressung bei der Weinherstellung Tresterbrand hergestellt wird, das wird seit einigen Jahren verstärkt in Ö gemacht.
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Das finde ich spannend, aber eigentlich ist es ja logisch, dass nicht nur Italien, sondern auch andere Länder, in denen Wein angebaut wird, Verfahren zur Verarbeitung des Tresters entwickeln
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