Österreichische Fasten-Traditionen

In Österreich gibt es einige köstliche und teilweise für die heutige Zeit auch kuriose Fastenbräuche, die sich bis in die heutige Zeit erhalten haben. Wie die Schneckenwochen, Fastenbrezeln und das beliebte Fastenbier.

Österreichische Fasten-Traditionen Die Wiener Schneckenwochen haben bereits eine lange Tradition zur Fastenzeit. (Foto by: somegirl / depositphotos.com)

In Österreich kann man auf eine Reihe von Fastentraditionen zurückblicken, angefangen von den Wiener Schneckenwochen, den Fastenbrezeln aus Salzburg, Fastenbeugeln aus Oberösterreich und natürlich auch das beliebte Fastenbier.

Die Geschichte der Wiener Schneckenwochen

Die Wiener Schneckenwochen sind eine alte Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht.

Die Fastenzeit war immer eine Zeit der Entbehrung und des Verzichts auf Fleisch.

Doch die Wiener fanden einen Weg, diese Fastenzeit mit kulinarischen Genüssen zu versüßen - durch den Verzehr von Schnecken.

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über die Wiener Schneckenwochen stammen aus dem Jahr 1862, als der Schriftsteller Carl Julius Weber in seinen Reisebriefen über seine Fastenerlebnisse in Wien schrieb: "Ich habe in Wien zur Fastenzeit mein Fleisch...". 

Bereits im Jahr 1763 gab es Anträge von Bürgern wie Anton Stemmer, die um die Erlaubnis baten, einen Verkaufsstand für Schnecken aufzustellen.

Dies deutet darauf hin, dass der Verkauf und Verzehr von Schnecken in Wien bereits eine etablierte Praxis war.

Die Schneckenwochen beginnen traditionell am Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit.

Sie bieten eine Möglichkeit, die Fastenzeit einzuhalten, ohne auf köstliche Mahlzeiten verzichten zu müssen.

Die Wiener Schnecken, die während der Schneckenwochen serviert werden, stammen oft aus dem Hause Gugumuck, einem traditionellen Wiener Schneckenhersteller.

Das Grundstück, auf dem das Haus Gugumuck steht, wurde erstmals im Jahr 1270 urkundlich erwähnt.

Es ist also möglich, dass die Tradition der Schneckenwochen in Wien noch älter ist, als die schriftlichen Aufzeichnungen vermuten lassen.

Die Wiener Schneckenwochen sind ein faszinierendes Beispiel dafür, wie kulinarische Traditionen über Jahrhunderte hinweg Bestand haben können.

Sie sind nicht nur ein Teil der Wiener Kultur, sondern auch ein Beweis für die kreativen Lösungen, die die Menschen gefunden haben, um die Fastenzeit zu einer Zeit des Genusses statt der Entbehrung zu machen.

Fastengebäck aus Oberösterreich und Salzburg

Österreichische Fasten-Traditionen Im Salzburger Raum werden Fastenbrezeln gebacken. (Foto by: vankad / depositphotos.com)

Die Fastenzeit in Oberösterreich und dem Salzburger Land ist nicht nur eine Zeit der spirituellen Reflexion, sondern auch eine Zeit für besondere kulinarische Traditionen.

Zwei solche Traditionen sind die Fastenbrezel und das Fastenbeugel, die beide während der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern angeboten werden

Fastenbeugel

Der Fastenbeugel ist ein spezielles Fastengebäck aus Oberösterreich, das einem Bagel ähnelt.

Es wird aus einem einfachen Hefeteig hergestellt, der zu Ringen geformt, in Salzwasser gekocht und anschließend gebacken wird.

Der Fastenbeugel ist oft mit Kümmel gewürzt und hat eine festere Konsistenz als die Fastenbrezel.

Fastenbrezel

Die Fastenbrezel, auch als Lungauer Fastenbreze bekannt, ist ein traditionelles Fastengebäck, das seinen Ursprung im Salzburger Land hat, aber auch in Oberösterreich verbreitet ist.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Brezel besteht die Fastenbrezel aus einem Hefeteig, der zu einer Brezel geformt und anschließend gebacken wird. 

Die Fastenbrezel wird traditionell mit einer Fasten-Kraut-Suppe genossen.

Unterschied zur Palmbrezel

  1. Die Palmbrezel ist ein weiteres traditionelles Gebäck, das jedoch speziell für den Palmsonntag gebacken wird.
  2. Sie unterscheidet sich von der Fastenbrezel und dem Fastenbeugel sowohl in ihrer Form als auch in ihrem Zweck.
  3. Die Palmbrezel ist größer und oft kunstvoller gestaltet als die Fastenbrezel und der Fastenbeugel.
  4. Sie wird traditionell am Palmsonntag in der Kirche gesegnet und danach zu Hause verzehrt.

Das Fastenbier

Österreichische Fasten-Traditionen Flüssiges bricht das Fasten nicht! (Foto by: Valentyn_Volkov / depositphotos.com)

In der Fastenzeit verzichten viele Menschen auf bestimmte Lebensmittel oder Gewohnheiten.

In einigen Kulturen, insbesondere in Deutschland und Österreich, gibt es jedoch eine interessante Ausnahme von dieser Regel: das Fastenbier.

  • Das Fastenbier hat seinen Ursprung im Mittelalter, als Mönche während der Fastenzeit nach einer Möglichkeit suchten, ihren Hunger zu stillen, ohne die strengen Fastenregeln zu brechen.
  • Sie kamen auf die Idee, ein nahrhaftes Bier zu brauen, das sie als "flüssiges Brot" bezeichneten. 
  • Dieses Bier wurde traditionell am Aschermittwoch gebraut und war bereit, am Tag der Heiligen Walburga, dem 25. April, getrunken zu werden.
  • Das Fastenbier ist in der Regel ein Starkbier mit einem höheren Alkoholgehalt und mehr Nährstoffen als herkömmliches Bier.
  • Heute ist das Fastenbier ein fester Bestandteil der Fastentradition in vielen Teilen Deutschlands und Österreichs.

Während der Fastenzeit werden spezielle Fastenbiere gebraut und in vielen Brauereien und Gaststätten angeboten.

Die Tradition des Fastenbiers zeigt, wie kulturelle und religiöse Praktiken im Laufe der Zeit angepasst und interpretiert werden können.

Es unterstreicht auch die Rolle, die das Bierbrauen in der Geschichte und Kultur dieser Regionen gespielt hat.

So ist das Fastenbier nicht nur ein Genussmittel, sondern auch ein faszinierendes Stück Kulturgeschichte, das die Traditionen der Fastenzeit auf eine einzigartige Weise interpretiert.

Mehr über das Fastenbier: Fastenbier - Flüssiges bricht das Fasten nicht

Fazit

Die Fastentradition in Österreich ist tief verwurzelt und vielfältig.

Sie geht auf biblische Zeiten zurück und hat sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt.

Fasten wird nicht nur als religiöse Praxis, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen praktiziert.

Die Fastenzeit beginnt traditionell am Aschermittwoch und endet am Karfreitag.

Während dieser Zeit gibt es eine Reihe von Bräuchen und Traditionen, darunter die "Schneckenwochen", bei denen Schnecken als traditionelles Fastengericht serviert werden.

Ein interessanter Aspekt der österreichischen Fastentradition ist das Fastenbier.

Trotz der allgemeinen Vorstellung, dass Fasten Verzicht bedeutet, ist das Trinken von Bier während der Fastenzeit in Österreich durchaus üblich. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die österreichische Fastentradition eine Mischung aus religiöser Hingabe, kultureller Praxis und kulinarischer Vielfalt ist.

Sie bietet einen einzigartigen Einblick in das reiche kulturelle Erbe Österreichs und die Art und Weise, wie sich religiöse Praktiken im Laufe der Zeit anpassen und entwickeln können.


Bewertung: Ø 4,7 (6 Stimmen)

PASSENDE REZEPTE

Burgenländischer Heringssalat

BURGENLÄNDISCHER HERINGSSALAT

Ein Burgenländischer Heringssalat hat wenige Kalorien und ist sehr kräftig im Geschmack.

Fastensuppe

FASTENSUPPE

Die Fastensuppe mit viel Gemüse ist ganz einfach nachzukochen. Das Rezept gelingt auch Anfängern ganz leicht.

Fastensuppe

FASTENSUPPE

Fettarm und gesund ist diese Fastensuppe. Ein Rezept nach einer anstrengenden Ballsaison.

Fastenbrezel

FASTENBREZEL

Das Rezept für die Fastenbrezel stammt aus dem Salzburger Raum und wird sehr gerne mit einer Fasten-Kraut-Suppe gegessen.

Fasten-Kraut-Suppe

FASTEN-KRAUT-SUPPE

Das Rezept für die Fasten-Kraut-Suppe stammt aus dem Salzburger Land und wird traditionell in der Fastenzeit mit einer Fastenbrezel serviert.

Fastenbeugel

FASTENBEUGEL

Das Rezept für die Fastenbeugel stammt traditionell aus Oberösterreich und wird ab dem Aschermittwoch gebacken.

PASSENDE REZEPTARTEN

User Kommentare

Raggiodisole

Das mit den Schneckenwochen in Wien war mir gänzlich unbekannt, auch hab ich die Schnecken bis jetzt eigentlich nur mit Frankreich in Verbindung gebracht. Auch die Fastenbrezeln waren mir unbekannt. Man lernt also nie aus. Schnecken werd ich aber trotzdem weder in der Fastenzeit noch sonst essen- einmal gekosten und für "nicht mein Geschmack" befunden.

Auf Kommentar antworten

Katerchen

Neee, Schnecken überlasse ich lieber den Vögeln und anderen Tieren. Ich habe in jungen Jahren ein paarmal Weinbergschnecken gegessen, muss ich nicht mehr haben.

Auf Kommentar antworten

Smiley

Auch ich überlasse Schnecken gerne den anderen. Einmal habe ich diese Viecherl probiert und das genügte.

Auf Kommentar antworten

Katerchen

Ich habe einmal einen Bericht im Fernsehen gesehen über eine Schneckenzucht. Die müsste sogar in Österreich gewesen sein. Da habe ich trotzdem keinen Appetit darauf bekommen.

Auf Kommentar antworten

Raggiodisole

Da hast du vollkommen Recht, Katerchen, im Süden von Wien(im 10. Bezirk) befindet sich eine Schneckenmanufaktur. Sich deren homepage anzusehen (einfach googeln und man findet sie sofort) lohnt sich, auch wenn man kein Schneckenfreund ist. 'Faszinierend, was man alles mit Schnecken kochen kann. Ich werd aber trotzdem kein Freund dieses Getiers.

Auf Kommentar antworten

Pesu07

Also, ich out mich auch als kein Schnecken-Fan. Ich hab sie einmal gekostet und das war es. Das überlass ich den anderen.

Auf Kommentar antworten

puersti

Auch ich muss keine Schnecken haben. Habe auch einmal eine probiert und das wars dann auch schon. Schlimm finde ich auch, das die bei lebendigen Leib gekocht werden.

Auf Kommentar antworten

MaryLou

Nein, Schnecken mag ich sicher nicht essen. Ich wußte gar nicht dass es schon so früh "Wiener Schneckenwochen" gegeben hatte. Ein guter Artikel, danke dafür.

Auf Kommentar antworten